Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger drückt den symbolischen Knopf zur Rückkehr des Gaskraftwerks Irsching 5 in den Strommarkt

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30.09.2020 | Frankfurt am Main

  • Uniper, ENTEGA, Mainova und N-ERGIE nehmen die modernen Gaskraftwerke wieder in die eigene operative Verantwortung
  • Niedrigere Gaspreise erlauben wirtschaftlicheren Betrieb als in der Netzreserve
  • Aiwanger: “Systematischen Investitionsrahmen für gesicherte Erzeugungsleistung schaffen

Die Eigentümer der Gaskraftwerke Irsching 4 und 5 bei Ingolstadt, Uniper (alleinige Eigentümerin des Gaskraftwerks Irsching 4), N-ERGIE, Mainova und ENTEGA sind heute zusammengekommen, um die Rückkehr der beiden Anlagen in den Markt zum 1. Oktober 2020 mit einer Veranstaltung am Kraftwerk zu begehen. Als Ehrengäste drückten der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und der Bürgermeister von Vohburg, Martin Schmid, den symbolischen Knopf zum Marktstart. Nach sieben Jahren in der Netzreserve kehren somit in der Nacht zum 1. Oktober zwei der modernsten, effizientesten und saubersten Gaskraftwerke der Welt zurück in den Markt.

Hintergrund sind die verbesserten Marktpreisentwicklungen - insbesondere die gesunkenen Gaspreise - die einen wirtschaftlicheren Betrieb der hoch effizienten Gaskraftwerke als in der Netzreserve  möglich erscheinen lassen. Die Eigentümer hatten bereits angekündigt, die Situation von Jahr zu Jahr neu zu bewerten und die Entscheidung bei verschlechterten Marktkonditionen zu revidieren.

Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident von Bayern sowie Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: „Ich begrüße es sehr, dass die hocheffizienten und modernen Gaskraftwerksblöcke Irsching 4 und 5  zukünftig wieder mehr genutzt werden, insbesondere in Zeiten geringer Einspeisung aus regenerativen Erzeugungsanlagen. Die Rückkehr auf den regulären Strommarkt entlastet auch die Verbraucher, die bisher die Kosten der sogenannten Netzreserve - in der sich die Kraftwerksblöcke seit Jahren befanden - über die Netzentgelte zu tragen haben.“

„Trotz Kernenergie- und Kohleausstieg muss auch zukünftig ausreichend gesicherte Erzeugungsleistung zur Verfügung stehen. Daher fordere ich vom Bund die Schaffung eines systematischen Investitionsrahmens für solche Kraftwerke“, sagte Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger.

David Bryson, Vorstandsmitglied und COO von Uniper: „Heute ist ein guter Tag für den Klimaschutz in Europa. Wenn Deutschland und Europa den Klimaschutz vor Jahren bereits so ernst genommen hätten wie heute, wäre das Kraftwerk wahrscheinlich nicht abgeschaltet worden. Aber erst in den letzten ein bis zwei Jahren hat sich der CO2-Preis zu einem Faktor entwickelt, der den Wechsel von Kohle zu Gas bewirkt. Glücklicherweise deuten alle Signale aus der Politik darauf hin, dass diese Stärkung des Emissionshandels weiterhin gewollt und unterstützt wird. Das macht uns zuversichtlicher für die absehbare Zeit.“

Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE: „Mit dem heutigen offiziellen Startschuss zurück in den Strommarkt wird endlich eine jahrelange politische Fehlentwicklung korrigiert. Schließlich benötigen wir als Übergangstechnologie auch weiterhin für wind- und sonnenarme Phasen hocheffiziente und flexibel einsetzbare Kraftwerke, wie Irsching 5. Gelingt es, Erdgas zum Beispiel über Power-to-Gas zunehmend zu vergrünen, wird das Kraftwerk auch in Zukunft Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende bleiben. Derzeit ist es zwar leider immer noch nicht rentabel, das Kraftwerk zu betreiben, aber wir verringern unsere Verluste gegenüber dem Netzregime unter den Auflagen der Bundesnetzagentur.“

Mainova-Vorstandsmitglied Norbert Breidenbach: „Wir haben immer an die Marktchancen von Irsching 5 geglaubt. Denn klimafreundlichen Gaskraftwerken mit hoher Primärenergieausnutzung kommt im Zuge der voranschreitenden Energiewende eine besondere Rolle zu. Sie sind der natürliche Partner der erneuerbaren Energien und werden in der Energiewelt von morgen maßgeblich zur Versorgungssicherheit beitragen.“

Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der Entega: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass unser hochmodernes Kraftwerk jetzt schon vor dem regulierten Kohleausstieg mit den wesentlich ineffizienteren und klimaschädlichen Kohlekraftwerken in Konkurrenz tritt. Vorrang für Klimaschutz muss Vorrang für Gaskraftwerke als Brückentechnologie bedeuten.“

Die beiden Kraftwerksblöcke Irsching 4 und 5 fielen bislang unter die so genannte Netzreserveverordnung. Das bedeutet, dass sie ausschließlich dann zum Einsatz kamen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wurde. Das war dann der Fall, wenn das Netz in Süddeutschland wegen temporärer Engpässe gestützt werden musste. Zuletzt hatten die Eigentümer von Irsching 4 und 5 im September 2019 die vorläufige Stilllegung der Blöcke von Oktober 2020 bis Ende September 2021 angezeigt – diese Anzeige haben die Eigentümer nun zurückgenommen. Irsching 5 hat eine Leistung von 846 Megawatt und ging im Jahr 2010 in Betrieb. Mit einem Wirkungsgrad von 59,7 Prozent gehört es zu den modernsten Gaskraftwerken Europas. Es wird im Auftrag der Eigentümergesellschaften von der Uniper Kraftwerke GmbH betrieben. Uniper hält 50,2 Prozent der Anteile, N-ERGIE 25,2 Prozent, Mainova 15,6 Prozent und ENTEGA 9 Prozent. Irsching 4 mit 561 Megawatt Leistung ging 2011 in Betrieb und ist mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent ebenfalls eines der effizientesten Gaskraftwerke weltweit.