Wasser aufbereiten: So entsteht unser Trinkwasser
12.10.2022
7 Minuten
39
Hahn auf, Wasser marsch! Zum Trinken, Spülen, Duschen. Ausreichend Wasser in hoher Qualität ist für uns selbstverständlich. Doch der heiße Sommer hat gezeigt, wie wichtig ein schonender Umgang ist. Wir erklären, was hinter der Trinkwasserversorgung steckt.
Autor: Mainova Redaktion
Freut euch auf folgende Themen:
Hahn auf, Wasser marsch! Zum Trinken und Zähneputzen, aber auch zum Duschen und Spülen. Unser Leitungswasser nutzen wir täglich und meist ganz unbesorgt. Ausreichend Wasser in hoher Qualität ist für uns selbstverständlich. Aber der trockene Sommer hat klar gezeigt, wie wichtig ein bewusster und schonender Umgang mit der kostbaren Ressource ist. Wir erklären euch, wie aufwendig Wasser aufbereitet wird, bis es bei euch als Trinkwasser aus der Leitung fließt – und wie ihr selbst Wasser aufbereiten könnt. Wertvolle Spartipps gibt’s natürlich on top.
Wasservorräte im natürlichen Kreislauf
Wasser ist die Verbindung aus den beiden Elementen Wasserstoff und Sauerstoff – und es ist super wandlungsfähig. Ob flüssig, fest oder gasförmig, in unserem Alltag können wir seine Aggregatzustände flexibel nutzen. Ein gefrorenes Eis sorgt im Sommer für willkommene Abkühlung, mit der morgendlichen Dusche starten wir frisch in den Tag und beim Kochen kommen regelmäßig heißes Wasser und Wasserdampf zum Einsatz. Dies sind natürlich nur ein paar Beispiele für die vielfältige Verwendung unseres kostbaren Wassers, daher die spannende Frage: Wie bleibt es uns dabei stets in so hoher Qualität erhalten?
Den Kreislauf des Wassers kennen wir vermutlich aus unserer Schulzeit, daher lassen wir die Zusammenhänge nur noch einmal ganz kurz Revue passieren. Im natürlichen Wasserkreislauf lässt die Sonnenstrahlung das Wasser aus den Ozeanen, Seen und Flüssen, aus dem Boden und den Pflanzen verdunsten. So entstehen Wolken. Diese bringen das Wasser in Form von Hagel, Regen oder Schnee wieder in die Ozeane, in unsere Seen und Flüsse und auf die Erdoberfläche zurück. Dazwischen steht die Nutzung durch den Menschen.
Grundwasser als wichtige Trinkwasserressource
Lasst die Zahlen kurz auf euch wirken: Zwar ist die Erde zu rund 75 % mit Wasser bedeckt, doch nur ca. 3 % sind als Süßwasser auf den Kontinenten zu finden – und ganze zwei Drittel davon für uns nicht zugänglich. Die bedeutendste verfügbare Süßwasserreserve stellt mit ca. 30 % das Grundwasser dar. Dieses entsteht, wenn Teile der Niederschläge im Boden versickern oder Flusswasser in tiefere Schichten abfließt. Aus Grundwasser wird in Deutschland weit mehr als die Hälfte des Trinkwassers gewonnen. Einen kleineren Anteil sichern z. B. die Talsperren.
Klar ist: Das Thema Wasser geht uns alle an. Der Klimawandel und die demografische Veränderung erfordern ein Umdenken im Umgang mit der wichtigen Ressource. Um uns auch auf zunehmend regenärmere Sommer vorzubereiten, benötigen wir ein gut aufgestelltes Wassermanagement. Moderne Aufbereitungsanlagen etwa tragen zu einer möglichst nachhaltigen und effizienten Nutzung bei. Doch auch privat können wir einen wichtigen Beitrag leisten, indem wir im Alltag mit unserem Wasser haushalten. Ein bewusstes Konsumverhalten und die aktive Reinhaltung sind das A und O und viele wirkungsvolle Maßnahmen sind dabei ganz leicht umzusetzen. In einigen Anwendungsbereichen unterstützt smarte Technik, z. B. bei der bedarfsgerechten Bewässerung in öffentlichen Grünanlagen. Clevere Technologien und ein nachhaltiges Denken – so geht effektiver Wasserschutz.
Wasser aufbereiten – im Großen wie im Kleinen
So wird aus Grundwasser Trinkwasser
Frisches Trinkwasser direkt aus der Leitung – fast überall in Deutschland? Ein unglaubliches Privileg! Dieses verdanken wir einem aufwendigen Aufbereitungsprozess. Hinter der Versorgung steckt ein ausgeklügeltes System, das von der Gewinnung bis zur Bereitstellung eine Topqualität gewährleistet. Wir erklären es euch am Beispiel unserer Heimatstadt Frankfurt. Das Trinkwasser stammt hier aus Brunnen, Quellen und Stollen aus der Region und wird von der Hessenwasser GmbH & Co. KG für uns bereitgestellt. Ganz grob umfasst die Trinkwasseraufbereitung folgende Schritte – eine ausführliche Animation findet ihr bei Hessenwasser:
- Beförderung des Grundwassers in die Aufbereitung
- Belüftung und Sandfiltration, um insbesondere die hohen Anteile an Kohlensäure und Eisen zu entfernen
- Bei Bedarf Aktivkohlefiltration zur Entfernung organischer Substanzen (z. B. Pestizide)
- Weiterleitung in Trinkwasserbehälter, die Verbrauchsschwankungen ausgleichen und gleichzeitig eine Ausfallreserve bilden
- Weiterleitung über Netzpumpen und groß dimensionierte Transportleitungen zu Versorgungsunternehmen wie Mainova
- Lieferung des Trinkwassers über das Verteilungsnetz bis zum Zapfhahn in eurem Haus
Gut zu wissen: Hinter dem Wasserzähler beginnt die Hausinstallation, für die der Hausbesitzer verantwortlich ist. Diese sollte immer durch qualifizierte Handwerker ausgeführt werden.
Bastelspaß für zu Hause
Da es im Herbst durchaus mal regnet, haben wir einen Tipp für zu Hause. Baut euren eigenen Wasserfilter, um einen Eindruck zu erhalten, wie vielschichtig die Wasseraufbereitung ist. Dafür braucht ihr nur wenige Dinge aus dem Haushalt – und ein paar Materialien aus der Natur. Das „Schmutzwasser“ könnt ihr selber herstellen, indem ihr einfach Kaffeesatz mit ein paar Blättern oder etwas Erde in ein Glas Wasser gebt. Dieses Wasser durchläuft dann unterschiedlich befüllte Becher.
Materialliste:
5 Joghurtbecher (gespült), 2 Kaffeefilter, Kieselsteine, grober Sand, feiner Sand, (Schmutz-)Wasser, durchsichtiges Klebeband
Los geht‘s mit dem Bau der einzelnen Stufen des Wasserfilters:
- Stecht in vier der fünf Becher Löcher ein und prüft kurz den Durchfluss.
- Zerschneidet einen Kaffeefilter so, dass die Teile die Böden der ersten drei Becher bedecken.
- Befüllt den obersten Becher mit Kieselsteinen. Darunter folgt der Becher mit grobem Sand. Anschließend folgt der Behälter mit feinem Sand.
- Um weiteres Sediment aus dem Wasser zu filtern, füllt ihr in den vorletzten Becher einen ganzen Kaffeefilter.
- Der letzte Becher ohne Löcher dient als Auffangbecken für das gefilterte Wasser.
Die Becher steckt ihr zusammen und verbindet sie mit durchsichtigem Klebeband. Lasst dabei etwas Luft zum jeweils anderen Füllmaterial. Mit einer Schreibtischlampe hinter den Bechern kann man die Wirkung der einzelnen Filterstufen verfolgen und so den langen Weg unseres Trinkwasser erahnen. Auch wenn das Resultat nicht als Durstlöscher geeignet ist – Bastelspaß gibt’s auf alle Fälle!
Wie kann ich selbst Trinkwasser aufbereiten?
In der Regel könnt ihr in Deutschland das Wasser direkt aus der Leitung trinken. Trinkwasser zählt hierzulande zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln. Wenn ihr den Geschmack aber nicht mögt oder die Verwendung im Einzelfall nicht empfohlen ist, gibt es Möglichkeiten zur zusätzlichen Wasseraufbereitung. Dies spart doch einiges an Mehrweg- und Einwegalternativen:
- Kannenfilter: Fangen wir simpel an. Bei Kannenfiltern kommt meist Aktivkohle-Granulat zum Einsatz. Das Leitungswasser fließt durch eine Filterkartusche, so werden vor allem Kalk und Chlor entzogen. Potenzielle andere Schadstoffe hingegen können im Wasser verbleiben. Doch gerade für euren Tee- und Kaffeegenuss ist eine Filterkanne durchaus eine Bereicherung.
- Aktivkohlefilter: Direkt an der Leitung werden mithilfe von Aktivkohle schädliche Substanzen aus dem Wasser entfernt. Aktivkohlefilter können einen Teil der Bakterien, Keime und auch bestimmte Schwermetalle aus dem Wasser herausfiltern.
- Umkehrosmose: Im Rahmen der sogenannten Umkehrosmose wird das Wasser druckvoll durch eine feine Membran gepresst. Schadstoffe werden dabei voneinander getrennt und zurückgehalten. Das reine Osmosewasser könnt ihr nutzen, das Abwasser gelangt in den Abfluss. Hochwertige Umkehrosmose-Anlagen sind durchaus etwas kostspieliger, aber die Reinigungsleistung gilt dafür als besonders gut.
- UV-Filter: UV-Filtersysteme ermöglichen die Behandlung von kleinen und mittleren Wassermengen mit ultravioletten Licht. Diese Systeme gibt es übrigens auch in kompakter Form für unterwegs, z. B. als Stick. Bei starker Verschmutzung muss das Wasser zuvor zusätzlich gefiltert werden.
Egal, wofür ihr euch entscheidet: Informiert euch genau über die erwartbare Wirkung, die Verträglichkeit des Produkts und Vor- und Nachteile bei der Nutzung. Vor allem bei größeren Anschaffungen solltet ihr unbedingt einen Experten zu Rate ziehen, damit das Ergebnis euren Vorstellungen entspricht.
Effizient und klimafreundlich: Regenwassernutzung im Haus
Wenn wir über Wasseraufbereitung sprechen, spielt auch die Regenwassernutzung im Haus eine Rolle. Diese ist allerdings nicht trivial und die Anforderungen an den Hygienestandard sind hoch. Kräuterbeete, Rasenflächen, Balkonblumen: Sie alle sind mit dem gesammelten Nass von oben meist vollauf zufrieden (es sein denn, der Regen fließt von einem Dach aus Kupfer oder Zink ab). Für einen kräftigen Schluck ist Regenwasser aber absolut ungeeignet! Regenwasser nimmt nicht nur die Verunreinigungen aus der Luft auf. Beim Abfluss übers Dach kommen u. U. zusätzlicher Staub oder auch Vogelkot hinzu. Es ist allerdings möglich, das Wasser als Brauchwasser für die Toilettenspülung oder zum Wäschewaschen zu nutzen – wenn es penibel in einer speziellen Anlage aufbereitet wird. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen und Paketen mit Filter, Pumpe, Tank und Zapfstelle. Bevor ihr euch für eine Regenwasseranlage entscheidet und tiefer in die geltenden Vorschriften und Produktauswahl einsteigt, empfehlen wir euch die Webseite vom Umweltbundesamt. Dort wird das Thema Regenwassernutzung ausführlich erklärt.
Und wie steht‘s mit der Wiederverwendung von Grauwasser?
Toiletten mit kostbarem Trinkwasser spülen? Wer neu baut oder grundlegend saniert kann Alternativen prüfen. Als Grauwasser bezeichnet man Abwasser, das beim Duschen oder Händewaschen nur leicht verschmutzt wird. Es ist viel zu schade für den Abfluss. Eine Grauwasseranlage recycelt das gebrauchte Wasser, sodass ihr es z. B. für die Toilettenspülung wiederverwenden könnt. Durch eine sachgemäße Grauwassernutzung reduziert ihr automatisch die Trinkwassermenge aus der Leitung. Informiert euch bei einem Fachbetrieb, ob eine kleine Kläranlage im Haus möglich ist.
Wertvolles Wasser sparen – so einfach geht’s
Grauwasseranlage, Regenwasserzisterne – natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, Wasser derart aufwendig aufzubereiten. Aber wir alle können unseren Verbrauch nachhaltig optimieren und das meist ohne größere Einschränkungen im Alltag. Baden, duschen, Wäsche waschen oder die Blumen gießen: Die Sparpotenziale sind enorm. Und auch die Reinhaltung des Wassers spielt eine entscheidende Rolle. Wasser sparen und reinhalten, wir sagen euch, wie’s geht.