Elf Tipps zum nachhaltigen Fußballgenuss

Nachhaltigkeit

08.08.2022

7 Minuten

Auch in der Fußballbundesliga spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Anlässlich des Saisonstarts fragen wir, wie die Frankfurter Eintracht in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt ist und was jeder Fußballfan tun kann.

Nachhaltigkeit im Stadion: Deutsche Bank Park

Autor: Mainova Redaktion
Interviewpartner: Buchautor Christoph Kessel

Freut euch auf folgende Themen:

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und macht auch vor der Fußballbundesliga nicht Halt. Anlässlich des Saisonstarts fragen wir, wie die Frankfurter Eintracht in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt ist und was jeder einzelne Fußballfan tun kann.

Fußball nachhaltig: vom Energieverbrauch bis zur Stadionwurst

Wie kommt ihr von A nach B? Wie ernährt ihr euch? Welchen Strom bezieht ihr? Wie kleidet ihr euch? Wo investiert ihr euer Geld? In nahezu jedem Bereich unseres Alltags haben wir mittlerweile Möglichkeiten, um uns nachhaltiger, umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu verhalten. Aber wie sieht es beim Besuch eines Fußballspiels bei der Eintracht im Deutsche Bank Park aus?

„Der deutsche Fußball steht für Nachhaltigkeit.“ Das sagte Donata Hopfen, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) unlängst, nachdem die Bundesliga und 2. Bundesliga als erste große Profifußball-Ligen auf der Welt eine verpflichtende Nachhaltigkeitsrichtlinie in ihrer Lizenzierungsordnung verankert haben. Sie umfasst drei Themen mit 23 Unterthemen. So geht es bei „Clubführung & -organisation“ um Compliance, Lieferkettenmanagement, Kommunikation und Transparenz. Bei „Umwelt & Ressourcen“ stehen Themen wie Mobilität, Energie oder CO2-Emissionen im Fokus. „Anspruchsgruppen“ lenkt den Blick auf Diversität, Gesundheit, Sicherheit oder gesellschaftliches Engagement. Zu diesen Themen wurden 39 Mindestkriterien der Stufe I und 78 Mindestkriterien der Stufe II festgelegt, die aufeinander aufbauen und ab 2023 schrittweise erfüllt werden müssen.

Doch was bedeutet das im Detail? Beim Thema Energie beispielsweise müssen die Vereine im ersten Schritt nachweisen, dass sie ihren Energieverbrauch messen und nach fossilen und erneuerbaren Energien aufschlüsseln. Bei den Mindestkriterien II geht es dann u. a. darum, ob der Club über ein messbares Ziel zur Reduktion des Energieverbrauchs verfügt und jährlich mindestens eine Maßnahme durchführt, um den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen.

Vereint für mehr Nachhaltigkeit

Übrigens: Die Nachhaltigkeitsrichtlinie wurde ohne Gegenstimme verabschiedet. Natürlich wird es noch dauern, bis womöglich ein Verein nicht am Spielbetrieb teilnehmen darf, weil er keine vegane Wurst im Stadion anbietet, keine Ladesäulen für Elektrofahrzeuge vorhält oder seinen Angestellten keine fairen Gehälter zahlt. Aber mit der Aufnahme ins Lizenzierungsverfahren ist der Weg vorgezeichnet: Wer nicht nachhaltig agiert – und zwar in allen relevanten Kriterien Ökonomie, Ökologie, Soziales –, hat im deutschen Profifußball in Zukunft nichts mehr verloren.

Eintracht Frankfurt setzt auf Nachhaltigkeit

Wie weit ist die Frankfurter Eintracht bei dem Thema? Hierzu steht Eintracht-Vorstand Axel Hellmann im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht der Mainova AG Rede und Antwort. Der 51-Jährige sagt: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine absolut vordergründige und bedeutende Rolle bei Eintracht Frankfurt. Wir fassen unter dem Begriff nicht nur ökologische Gesichtspunkte, sondern auch gesellschaftspolitische Aspekte.“ Was das konkret bedeutet, führt Hellmann am Beispiel des Baus der neuen Geschäftsstelle, des sogenannten ProfiCamps, aus. Der Vorstandssprecher des Europa League-Siegers erläutert: „Das gesamte Energiekonzept für das ProfiCamp wurde ganz im Zeichen einer nachhaltigen Unternehmenskultur entwickelt. Angefangen beim Passivhausstandard, der zum einen grundsätzlich einen sehr geringen Energieverbrauch gewährleistet und diesen zum anderen zu über 70 % aus erneuerbaren Energien deckt. Generell ist diese Anlagentechnik von höchster Modernität geprägt, denn zunächst generieren wir rund 80 % des Energiebedarfs zur Wärme- und Kälteversorgung durch Geothermie- und Luft-Wasser-Wärmepumpen und dies in Kombination mit thermischen Solaranlagen. Darüber hinaus lässt sich die überschüssige Wärme einlagern und für Heizperioden dem Gebäude wieder zuführen. Auch die Lüftungs- und Klimaanlagen lassen sich bedarfsabhängig steuern und sind dabei CO2-neutral. Dank dieser Möglichkeiten sparen wir im Vergleich zu konventioneller Wärmeerzeugung über 730 Tonnen CO2 pro Jahr. Dass gleichzeitig mit Mainova seit 2002 ein Partner aus der Region an unserer Seite ist, rundet das Gesamtbild ab. Auch lange Partnerschaften in wichtigen Bereichen wie der Energieversorgung sprechen für eine nachhaltige Ausrichtung des Klubs.“

Natürlicher Strom und Elektroladesäulen

Elektroladesäulen am SGE ProfiCamp

Übrigens sorgt Mainova bereits seit vielen Jahren zuverlässig dafür, dass auch das Stadion im Deutsche Bank Park zu 100 % mit natürlichem Strom aus Wind- und Wasserkraft versorgt wird. Doch nicht nur bei der Energieversorgung, auch beim Thema Mobilität zeigt sich die SGE beim ProfiCamp zukunftsorientiert. „Insgesamt haben wir in unserem Parkdeck 20 Elektroladesäulen mit unserem Partner Mainova geschaffen. Hier können unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen täglich ihre Autos aufladen und somit möglichst emissionsfrei fahren. Wir spüren eine große Resonanz. Viele pendeln mit Elektroautos zur Arbeit. Es ist wichtig, dass wir auch hier unserer Verantwortung gerecht werden und gemeinsam mit Mainova und Chargemaker die Voraussetzungen schaffen und die Mobilitätswende unterstützen“, so Hellmann.

In puncto Nachhaltigkeit in den Top Five

Wenn ihr mehr über das Thema Nachhaltigkeit bei der SGE erfahren wollt, empfehlen wir euch die Lektüre des Nachhaltigkeitsberichts sowie Folge 1 des Mainova Podcasts „Energieimpulse“. Dort erläutert Timm Jäger, wie die Eintracht-Tochtergesellschaft EintrachtTech mit Digitalisierungsprojekten dazu beiträgt, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Im Vergleich zu anderen Vereinen steht die Eintracht übrigens bereits durchaus respektabel da. In einer Rangliste der britischen Nicht-Regierungsorganisation Sport Positive aus dem Jahr 2021 landet die SGE beispielsweise auf Platz 5 und konnte unter anderem in den Kategorien „Nachhaltige Mobilität“, „Erneuerbare Energie“ und „Energieeffizienz“ punkten. Das Tableau wird angeführt vom VfL Wolfsburg, der sich somit als deutscher Nachhaltigkeitsmeister feiern darf.

Selbst ist der Fußballfan! Tipps von Buchautor Christoph Kessel

Christoph Kessel; Buchautor „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“
Christoph Kessel, Buchautor "Nachhaltigkeit würde der Liga guttun"
Als Fan eines Vereins habt ihr natürlich wenig Einfluss darauf, mit welcher Energiequelle euer Lieblingsklub sein Stadion versorgt oder wie die Lieferanten für die Verpflegung ausgesucht werden. Dennoch gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, sich nachhaltig zu verhalten, wenn man ein Spiel im Stadion besucht oder eine Partie im TV verfolgt. Hierzu haben wir uns mit Christoph Kessel unterhalten. Er hat kürzlich das Buch „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“ veröffentlicht und zeigt dort neben strukturellen Aspekten auch auf, was jeder von euch tun kann. Wir haben aus dem Gespräch mit dem in Mainz wohnenden Buchautor folgende elf Tipps aus den Bereichen Mobilität, Ressourcenmanagement und -effizienz sowie Abfallmanagement zusammengefasst.



Auswärtsfahrten, Stadionwurst, Trikotkauf: Was kann jeder einzelne Fußballfan tun?

  1. Öffentlicher Nahverkehr: Fahrt bei Heimspielen mit dem öffentlichen Nahverkehr ins Stadion. „Das funktioniert in Frankfurt super“, sagt Kessel. „Das Stadion ist mit Straßenbahn, Bus und S-Bahn wirklich gut angebunden.“ Wer von weiter weg kommt, sollte Fahrgemeinschaften bilden und über den Umstieg auf Elektromobilität nachdenken.
  2. Fanbus: Fahrt bei Auswärtsspielen in Deutschland nach Möglichkeit mit einem Fanbus. Denn, so Kessel: „Da der gemietete Bus von Punkt zu Punkt, also aus dem Heimatort zum Stadion, fährt, ist es die nachhaltigste Option, die es gibt. Und die Umweltkosten sind noch niedriger als bei einer Bahnfahrt.“ Und er hat einen Wunsch an die DFL. „Warum nicht beim Spielplan die Distanzen für Auswärtsspiele berücksichtigen und Spiele an Orten, die man mit dem Fahrrad erreichen kann, in den warmen Jahreszeiten ansetzen?“ Dann könnte es für die Fans der SGE bald heißen: „Mit dem Rad nach Mainz!“
  3. Reisen ins europäische Ausland: Da die Eintracht in dieser Saison in der Champions League spielt, gibt Kessel, der in der Flugbranche arbeitet, natürlich auch Tipps für Reisen ins europäische Ausland. „Achtet bei der Auswahl der Airline darauf, dass die Fluggesellschaft einen Tarifvertrag hat und faire Löhne bezahlt.“ Auch den Flugzeugtyp sollte man berücksichtigen: So gelten der Airbus A220 sowie der brasilianische Hersteller Embraer (195-E2) für Kurz- und Mittelstrecken sowie der Airbus A350 bzw. der Dreamliner von Boeing für die Langstrecke als umweltfreundliche Flugzeuge, die bis zu 20 % weniger Kerosin verbrauchen und bis zu 30 % leiser sind als Flugzeuge der Vorgängergeneration wie Boeing 747 oder Airbus A380. Oft werden die Typen bei der Buchung in Klammern angegeben. Wobei Kessel ohnehin den Gang ins Reisebüro empfiehlt: „Da die Reisebüros mit Großhändlern zusammenarbeiten, sind die Preise oft mindestens genauso attraktiv wie im Internet – und man erlebt keine Überraschungen mit zunächst versteckten Zusatzleistungen.“
  4. Flug kompensieren: Kompensiert beim Fliegen eure CO2-Emissionen. Anbieter wie Atmosfair oder myclimate unterstützen Klimaprojekte, die zum Beispiel über einen Zeitraum von 10 Jahren das CO2 kompensieren, das beim Flug ausgestoßen wurde. Auch manche Airline bietet ein Kompensationsprogramm an. Kessel sagt: „Achtet bei den Airlines darauf, dass die angebotenen Zertifikate möglichst nach dem Gold Standard zertifiziert sind, den auch das Umweltbundesamt empfiehlt.“
  5. Clever kombiniert: Kombiniert Auswärtsspiele mit Urlaub. „Wenn man den Besuch eines Auswärtsspiel mit einem Urlaub kombiniert, kann man die Anzahl seiner Flüge ganz schnell von vier auf zwei reduzieren“, erläutert der 49-Jährige diese Idee.
  6. Nachhaltigkeit zu Hause: Wer ein Spiel zu Hause schaut, merkt nicht nur beim Blick auf die eingesetzten Geräte – Fernseher, Kühlschrank, Mobiltelefon zum Chat während des Spiels – schnell: Auch hier besteht Raum für nachhaltiges Handeln. Kessel empfiehlt, bei der Wahl des Stromtarifs auf Strom aus erneuerbaren Energien zu setzen und nicht zu vergessen, regelmäßig den Kühlschrank abzutauen. Außerdem: lieber feste Seife als flüssige und beim Grillen auch mal Fleischersatzprodukte probieren. Denn deren Treibhausgasbelastung ist bis um den Faktor zehn geringer als bei Fleischprodukten.
  7. Im Stadion: Licht aus, Wasser aus – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber Kessel weiß aus der Erfahrung von vielen Stadionbesuchen: Oft wird in der Halbzeitpause der Wasserhahn nicht abgedreht. Und in den Toiletten brennt oft noch lange nach Spielschluss das Licht.
  8. Pfandbecher: Pfandbecher sind gut für die Umwelt und man kann damit noch mehr machen. „Ich finde es super, wenn im Block eine Becherspende organisiert und das Geld gespendet wird“, schlägt Kessel vor. Zum Beispiel für die nächste Choreo oder für ein soziales Projekt.
  9. Verpflegung: Wählt eure Speisen im Stadion danach aus, was am wenigsten Müll verursacht. Auch hier lobt Kessel das Frankfurter Stadion: „Die Wurst wird im Brötchen auf einer Papierserviette gereicht. Das ist super.“ Denn aus seiner Sicht macht es wenig Sinn, wenn nachhaltige Speisen wie ein Couscous-Salat im Plastikeinwegbecher verkauft werden.
  10. Trikotkauf: Kauft Trikots bewusst. Braucht ihr wirklich jede Saison das neueste Trikot? Achtet beim Kauf auf Siegel wie Fairtrade oder Fair Wear. Wenn ihr eine eigene Produktion organisiert, verwendet möglichst Bio-Baumwolle (z. B. mit Labels wie Global Organic Textil Standard – GOTS) und produziert nur so viel, wie auch bestellt wurde. Und wenn ihr euer Trikot oder andere Produkte mit Kunstfaseranteil wascht, überlegt, ob ihr euch einen Guppyfriend anschafft. Das ist ein Sack, der in der Waschmaschine das Mikroplastik zurückhält und so verhindert, dass es ins Grundwasser gelangt.
  11. Vereinsmitgliedschaft: Werdet Mitglied im Verein und bringt euch ein. Als Mitglied könnt ihr Fragen stellen, auf Verbesserungspotenziale hinweisen und ihr bekommt oft einen direkten Draht zu den Verantwortlichen.

Regionale Verantwortung, faire Partnerschaften, Ökostrom oder klimafreundliche Mobilität: Die Erwartungen in puncto Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind hoch – und wir wollen sie erfüllen. Ihr möchtet mehr über unser Engagement in Sachen Nachhaltigkeit erfahren? Nicht nur hier im Blog, auch auf Instagram, Facebook und YouTube bleibt ihr immer up to date.

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