Nachhaltigkeit im Fußball – ein Update
23.09.2025
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In der Saison 2025/2026 spielt die Frankfurter Eintracht in der Champions League. Macht der Verein mit seinem ESG-Programm genauso große Fortschritte wie auf dem Platz? Von PV auf dem Stadiondach bis zum Merch: Es ist Zeit für ein Update zum Thema Nachhaltigkeit. Klar, dass wir auch einen Blick über den regionalen Spielfeldrand hinauswerfen …
Erstellt von Mainova Redaktion

Autor: Mainova Redaktion
Freut euch auf folgende Themen:
Fußball und Nachhaltigkeit – für euch bleiben wir am Ball! Neugierig, wie sich die Eintracht beim Thema ESG (Environmental, Social, Governance) zu einem Vorreiter entwickelt? In welchem Bereich sie besser dasteht als die Bayern? Und wo sich der Verein abseits vom Platz mit dem FC Liverpool misst? Dann lassen wir euch nicht länger warten. Außerdem blicken wir auf 1.288 Photovoltaikmodule in 40 m Höhe im Deutsche Bank Park. Und natürlich dürfen Tipps für euren eigenen Stadionbesuch nicht fehlen! Last but not least machen wir eine „Auswärtsfahrt“ nach England und Berlin, wo der Viertligist Forest Green Rovers und der FC Internationale Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzen.
Die Nachhaltigkeitsstrategie von Eintracht Frankfurt
So entwickelt sich Eintracht Frankfurt beim Thema ESG mit einem datengetriebenen Ansatz zu einem Vorreiter
Auch im Profifußball spielt Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Seit der Saison 2023/2024 waren ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitskriterien erstmals Teil des Lizenzierungsverfahrens der Deutschen Fußballliga (DFL). Für diese Spielzeit wurden sogar neun Kriterien verpflichtend und mussten extern auditiert werden. Eintracht Frankfurt setzt bei ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance, kurz: ESG). Zu diesen drei Dimensionen hat die SGE ein Rating-System mit insgesamt 600 Datenpunkten in 25 Handlungsfeldern entwickelt. Fünf übergeordnete Ziele sollen erreicht werden:
- Umweltbewusstsein: Eintracht Frankfurt möchte Bewusstsein für den Klimawandel schaffen und Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen entwickeln.
- Soziales Engagement: Eintracht Frankfurt wird sich weiterhin für ein gesellschaftliches Miteinander einsetzen und soziale Verantwortung übernehmen.
- Antidiskriminierung: Eintracht Frankfurt steht für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz und wird sich entschlossen für eine klare Haltung und für die Vermittlung von Werten einsetzen.
- Fans & Mitglieder: Eintracht Frankfurt wird weiterhin seine Vorreiterrolle bei der Einbindung von Fans & Mitgliedern einnehmen und eine starke Identifikation sicherstellen.
- Innovation: Eintracht Frankfurt soll als digitalster und innovativster Bundesligist nachhaltige Geschäftsmodelle (weiter-)entwickeln und Innovationen einbinden.
Die Datenpunkte verdichten sich zu einem ESG-Gesamt-Score. Nach 59 Punkten in der Pilotphase 2021 und 66 Punkten im Jahr 2022 konnte der Score zuletzt auf 70 Zähler gesteigert werden. Er zeigt den Durchschnitt der drei Dimensionen Environmental (65), Social (74) und Governance (70).
Regelmäßig treibt die Eintracht Maßnahmen voran, um sich weiter zu verbessern. So hat es das Projekt „From Waste to Wins: Eintracht Frankfurt’s Path to a Circular Economy“ zum Thema Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement ins Finale des ECA Awards „Sustainability“ geschafft. Und auch wenn die Eintracht bei der Preisvergabe dem FC Liverpool den Vortritt lassen musste, so zeigt die Eintracht mit ihrem umfassenden Ansatz, dass sie nicht nur auf dem Platz große Ambitionen hat.
ESG-Projekt in luftiger Höhe

Manchmal führen die ESG-Aktivitäten auch in luftige Höhen: So wurde im Juli 2024 in Kooperation mit Mainova eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stadions in Betrieb genommen. 1.288 Module mit 560 kWp Gesamtleistung wurden in etwa 40 m Höhe am Rand des Trapezdachs montiert. Sie erzeugen seitdem jährlich über 500.000 kWh klimaschonenden Solarstrom, decken rund 10 % des Gesamtbedarfs des Stadions und reduzieren so den jährlichen CO2-Ausstoß um über 220 t.
Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann kommentierte bei der Inbetriebnahme: „Als einer der größten Vereine Deutschlands übernehmen wir Verantwortung und verfolgen eine ehrgeizige Nachhaltigkeitsstrategie. Wir sind dankbar, dass uns Mainova als Energiepartner, und die Besitzgesellschaft des Stadions im Deutsche Bank Park, die Sportpark Stadion Frankfurt, seit vielen Jahren dabei unterstützen. Durch das neue Sonnenkraftwerk verringern wir unseren CO2-Fußabdruck weiter und fördern nachhaltige Energielösungen.“
Prominente Unterstützung im Nachhaltigkeitsbeirat
Außerdem hat die Eintracht schon vor einiger Zeit einen Nachhaltigkeitsbeirat gegründet. Er ist mit fünf Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik besetzt. Zum Beirat zählt Omid Nouripour, ehemaliger Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, der als ausgewiesener SGE-Fan auch schon einmal ein Spiel beim Eintracht-Radio als Co-Kommentator begleitet. Aus dem Kreis der langjährigen Eintracht-Partner sind Jörg Eigendorf (Chief Sustainability Officer bei der Deutschen Bank) und Ferdinand Huhle, Leiter der Konzernkommunikation/Public Affairs bei der Mainova AG, an Bord. Mainova ist seit mehr als 20 Jahren Sponsor der Eintracht und unterstützt die SGE auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit mit verschiedenen Projekten im Deutsche Bank Park, dem ProfiCamp und dem Eintracht-Lab mit Konzepten zu umweltfreundlicher Energieversorgung, Ladeinfrastruktur oder Photovoltaik. Wenn ihr mehr über das Engagement von Mainova erfahren wollt, werft einen Blick in auf unsere Nachhaltigkeitszahlen 2024.
Den Nachhaltigkeitsbeirat komplettieren die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Veronika Grimm, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftstheorie der Universität Erlangen-Nürnberg, und der Chemie-Nobelpreisträger Prof. Dr. Benjamin List. Ziel des Beirats ist es, eine Plattform zu etablieren, die einen kritischen Austausch zwischen den Mitgliedern des Beirats und Eintracht Frankfurt ermöglicht und als Ideen- und Impulsgeber dient. Prof. List sagt: „Fußball erreicht in Deutschland und auf der ganzen Welt unfassbar viele Menschen, völlig unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder ihrem kulturellen Hintergrund – und zwar auf einer emotionalen, persönlichen Ebene. Ich glaube, es wäre ein Gewinn für uns als Gesellschaft, wenn es uns gelingt, dass dieser wunderschöne Sport neben Werten wie Teamgeist, Respekt und Toleranz auch Umweltbewusstsein nachhaltig vermittelt, auch in seiner Verantwortung im Bereich der Jugendarbeit."
Deutsche Bank Park: bedarfsgerechte Bewässerung schont Ressourcen
Um den Bereich Innovationen zu stärken, hat die SGE bereits im Juli 2019 das Tochterunternehmen Eintracht Tech gegründet. Es bündelt alle strategischen digitalen Projekte unter einem Dach und baut unter anderem das Stadion im Deutsche Bank Park zur „Arena of IoT“ (Internet of Things) aus. Dort werden innovative digitale Lösungen in der Praxis erprobt und Geschäftsmodelle entwickelt. Apropos Eintracht Tech: Mit Geschäftsführer Timm Jäger haben wir schon in unserer allerersten Podcast-Folge ausführlich gesprochen. Hört gerne noch einmal rein!
Ein Anwendungsfall, der gemeinsam mit Mainova entwickelt wurde, ist die bedarfsgerechte Bewässerung. Hier kommt unser großes Smart City Know-how voll zum Tragen. An zehn Messorten an Trainingsplätzen und in den Grünanlagen rund ums Stadion wurden Feuchtigkeitssensoren in Kombination mit einer lokalen Wetterstation installiert. Diese Technik unterstützt die Greenkeeper der SGE bei der optimalen Bewirtschaftung der stark beanspruchten Trainingsplätze und fördert den nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser. Ein Dashboard visualisiert Daten zu Bodenfeuchte und -temperatur, Sonneneinstrahlung und Luftfeuchtigkeit. So kann die SGE ihre Wasser- und Abwasserkosten genauso senken wie die Investitionen für den Austausch von Rasen- und Grünflächen. „Für uns ist das ein tolles Pilotprojekt. Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig und stellt den Fußball vor ganz neue Herausforderungen“, kommentierte Eintrachts ESG-Projektmanagerin Magdalena Jeckel im Interview mit SkySport.
Was jeder einzelne Fußballfan tun kann
IIn unserem allerersten Blogbeitrag zum Thema Nachhaltigkeit und Fußball haben wir euch in Anlehnung an das Buch „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“ von Christoph Kessel bereits elf Tipps zum nachhaltigen Fußballgenuss vorgestellt – von der Anreise zum Spiel über die Verpflegung im Stadion bis hin zum Kauf von Merchandising-Artikeln. Auch beim Thema Merchandise spielt die Eintracht immer weiter vorne in der Tabelle mit – zumindest, wenn es nach der 2024/2025 neu aufgelegten Studie „So nachhaltig sind die Fanshops der Proficlubs“ der Gesellschaft für Aufklärung und Technik gGmbH geht. Demnach hat die SGE bereits mehr als 100 sozial und ökologisch hergestellte Artikel im Sortiment. Gelobt wird insbesondere die Kommunikation zu den sozialen und ökologischen Kriterien sowie das umfassende Konzept zur Vermeidung der Entsorgung. In der Studie landet die Eintracht auf Platz 8, was von den Studienautoren als „Champions League“ gelabelt wird. Der FC Bayern München findet sich hier ausnahmsweise im Abstiegskampf wieder und muss sich kritisieren lassen, dass es „angesichts der Ressourcen und der globalen Präsenz des Vereins enttäuschend ist, dass der FC Bayern München beim Thema Nachhaltigkeit im Merchandise hinterherhinkt“.
Amateure Forest Green Rovers und FC Internationale Berlin: erstklassig in puncto Nachhaltigkeit
Zum Schluss noch ein Blick über den regionalen Tellerrand. Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzt zum Beispiel der englische Viertligist Forest Green Rovers. Die Liste der Maßnahmen, die der Verein aus dem rund 8.000 Einwohner großen Städtchen Nailsworth im Westen Englands bereits umgesetzt hat, zeigt das riesige Spektrum der Möglichkeiten. Da wird der Rasen ohne Pestizide mit Seetang aus Schottland gedüngt und von einem Solarroboter gemäht. Das neue Stadion soll komplett aus Holz gebaut werden, der Strom kommt schon jetzt zu 100 % aus erneuerbaren Energien. Trikots und Schienbeinschoner sind aus Bambus hergestellt und im kompletten Stadion gibt es ausschließlich vegane Speisen. Für ihre Aktivitäten wurden die Forest Green Rovers bereits von den Vereinten Nationen als erster klimaneutraler Verein und von der FIFA als erster veganer Verein ausgezeichnet.
Aber auch in Berlin spielt ein Vorreiter. Der Landesligist FC Internationale setzt Maßstäbe bei der Trikotproduktion. Das „TRIKOT“ besteht aus Cradle to Cradle-zertifizierten Materialien. Es ist also so konzipiert, dass es nach seiner Nutzung wieder vollständig in den Kreislauf zurückgeführt und zu einem neuen Trikot verarbeitet werden kann. Produziert wird es komplett in Portugal, unter fairen und transparenten Bedingungen, mit kurzen Lieferketten und strengen Arbeitsstandards.
Statt klassischer Werbung trägt das Trikot eine klare anti-rassistische Botschaft auf der Brust. Damit verbindet es ökologische Innovation mit sozialer Haltung. Zudem sind die Materialien frei von bedenklichen Chemikalien, langlebiger als herkömmliche Stoffe und setzen beim Waschen weniger problematisches Mikroplastik frei.
Mit diesem Schritt zeigt der FC Internationale, dass selbst Amateurvereine Impulse für eine nachhaltigere und fairere Sportindustrie setzen können. Das Trikot ist deshalb nicht nur Spielkleidung, sondern auch ein Gamechanger für die Diskussion über die Zukunft des Sports.
Wenn ihr mehr über das Thema Nachhaltigkeit erfahren wollt, empfehlen wir euch unseren Podcast „Energieimpulse“. Trinkwasser, Gebäudebestand, Verkehr – die Bandbreite der Themen ist groß. Auch hier im Blog und auch unseren Social-Media-Kanälen halten wir euch in puncto Nachhaltigkeit immer auf dem Laufenden!