Der Stromhandel und seine Besonderheiten
04.07.2023
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Der Energiemarkt, selten stand er so im Fokus wie in den letzten Monaten. Wir wollen Fragen zu aktuellen Entwicklungen und komplexen Themen verständlich beantworten.
Autor: Mainova Redaktion
Freut euch auf folgende Themen:
Der Energiemarkt, selten stand er so im Fokus wie in den letzten Monaten. Die selbstverständliche Nutzung von Strom und Gas war plötzlich voller Fragezeichen und die Preise bereiteten Sorgen. Uns ist bewusst, dass die Marktstrukturen und -mechanismen oft nicht einfach zu durchschauen sind. Als Versorger wollen wir eure Fragen zu aktuellen Entwicklungen und Sachverhalten verständlich beantworten. Heute geht es daher um den Stromhandel und seine Besonderheiten. Wie und wo kaufen Energieversorger Strom ein? Was ist der Unterschied zwischen Spotmarkt und Terminmarkt? Welche Faktoren bestimmen den Preis und warum ist er für Endkunden noch hoch, obwohl Energie im Augenblick doch wieder günstiger geworden ist? Also, reinlesen und durchblicken!
Der Strommarkt kompakt
Der Strommarkt und der Handel mit Strom sind komplex und viele unterschiedliche Faktoren nehmen letztlich Einfluss auf den Preis. Dazu zählen natürlich ganz klassisch Angebot und Nachfrage, aber auch das Wetter und damit die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Logisch: Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, werden mehr Sonnen- und Windstrom erzeugt. Ist der Winter mild, wird weniger Erdgas zum Heizen benötigt. Auch politische Entscheidungen oder Ereignisse wie aktuell der Ukraine-Konflikt dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
Egal, ob Strom oder Gas – der Preis für Energie wird an der Börse gemacht. Als größter Handelsplatz in Europa gilt die Energiebörse European Energy Exchange (kurz: EEX). Sie hat ihren Sitz in Leipzig. An der EEX werden übrigens nicht nur Strom und Erdgas gehandelt, sondern auch Energieträger wie Kohle oder die Emissionsberechtigungen, besser bekannt als CO2-Zertifikate. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Handelsmodelle für das Verkaufen und Kaufen von Strom: zum einen den Spotmarkt und zum anderen den Terminmarkt. Ihr müsst jetzt keine EEX-Experten werden, doch um die Marktpreise und -entwicklungen insgesamt besser zu verstehen, sind die wesentlichen Unterschiede durchaus interessant.
Der Spotmarkt für Strom und Gas
Auf dem sogenannten Spotmarkt, für den das EEX-Tochterunternehmen European Power Exchange EPEX in Paris zuständig ist, kaufen Energieversorger für ihre Großkunden kurzfristig Erdgas oder Strom für den laufenden oder für den folgenden Tag. Die tagesaktuellen Preise können stark schwanken, da der Spotmarkt ein Ort für den kurzfristigen Handel von Energie ist. Hierbei erfolgt über den Spotmarkt die Optimierung des Erzeugungs- oder Verbrauchsportfolios für den nächsten Tag. Die Strompreise schwanken aufgrund des kurzfristigen Angebots und der Nachfrage teils deutlich.
„Day-Ahead-Markt“ und „Intraday-Markt“
Wenn vom Spotmarkt die Rede ist, fallen immer wieder die Begriffe „Day-Ahead-Markt“ und „Intraday-Markt“. Wie der Name schon sagt, wird auf dem „Day-Ahead-Markt“ Strom für den nächsten Tag gehandelt, und zwar im Rahmen von Auktionen. Die vortägigen Auktionen am „Day-Ahead-Markt“ erfüllen folgenden Zweck: Zu viel gekaufte und damit überschüssige Energiemengen auf der einen und fehlende Mengen auf der anderen Seite lassen sich so auch recht kurzfristig kompensieren. Noch spontaner optimieren Käufer und Verkäufer ihren Strombedarf dann auf dem „Intraday-Markt“, denn dort wird für den laufenden Tag gehandelt. Dabei können unterschiedliche Lieferintervalle erworben werden. Die Vorlaufzeit ist unter Umständen richtig kurz: In Deutschland dürfen Teilnehmer ihre Geschäfte bis spätestens 5 Minuten vor dem Start der Lieferung abschließen.
Der Terminmarkt für Strom und Gas
Für die meisten Privatkundinnen und -kunden deutlich relevanter ist ganz klar die Beschaffung auf dem Terminmarkt. Der Handel hier ist langfristig ausgelegt, ein verbindlicher Kontrakt kann für Lieferzeitpunkte ein paar Wochen (Week-Futures), einige Monate (Month-Futures) oder mehrere Jahre (Year-Futures) im Voraus abgeschlossen werden. Euer Versorger bestellt dabei so viel Strom und Gas, wie seine Kunden voraussichtlich über einen längeren Zeitraum verbrauchen – und das zu einem bei Kauf festgesetzten Preis. Geliefert werden Strom und Gas erst später, der Preis schwankt weniger. Der Terminmarkt ist also grundsätzlich risikoärmer und eine solide Preisabsicherung ist nicht nur in Zeiten starker Marktturbulenzen ein Vorteil. Wir von Mainova setzen auf eine vorausschauende Beschaffungsstrategie und damit auf Verlässlichkeit. Auch durch die Vielfalt in der Erzeugung und den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien machen wir unsere Versorgung langfristig für euch sicher und unabhängiger von herkömmlichen Energieträgern.
Unsere Einkaufsstrategie
Spotmarkt oder Terminmarkt – vor diesem Hintergrund lassen sich auch die Energiepreise besser verstehen. Dazu blicken wir noch einmal kurz zurück: Schon Ende 2021 wurde Erdgas aufgrund konjunktureller Bedingungen deutlich teurer. Mit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs sind die Energiepreise insgesamt dann noch einmal extrem gestiegen.
Mittlerweile zahlt man an der Börse aber wieder so viel wie vor dem Krieg. Das liegt auch daran, dass der Winter mild war. Außerdem gab es ordentlich Wind, sodass die Windräder in Deutschland mehr Strom produzieren konnten und weniger Gas in Kraftwerken verbrannt wurde. Hinzu kommt, dass mehr Flüssiggas, sogenanntes LNG, zur Verfügung steht. Wie oben beschrieben, gilt für euch aber in der Regel nicht der aktuelle Börsenpreis, sondern der Einkaufspreis der Vergangenheit. Das mag auf den ersten Blick vielleicht unfair erscheinen, aber mal Hand aufs Herz: Die Rekordpreise aus dem vergangenen Herbst hätte doch auch niemand zahlen wollen, oder?
Die viel gestellte Frage, warum Preisentwicklungen nicht gleich weitergegeben werden, beantworten wir euch also ehrlich wie folgt: Wir wollen zu jeder Zeit ein verlässlicher Energiepartner für euch sein und kaufen die benötigte Energie in Teilmengen und unterschiedlichen Monaten im Voraus ein. Unsere risikoarme Beschaffungsstrategie führt grundsätzlich dazu, dass sowohl Preiserhöhungen als auch Preissenkungen zeitlich versetzt zu den Entwicklungen an den Beschaffungsmärkten erfolgen.
So haben wir im Jahr 2022 erst zum 1. Juli (Erdgas) beziehungsweise 1. August (Strom) die Preise erhöht, obwohl sich die Preise an den Energiebörsen bereits ab Februar 2022 (also ein halbes Jahr vorher) vervielfacht hatten. Auch wenn derzeit vieles darauf hindeutet, dass die Energiepreise auch mittelfristig höher sein werden als vor der Energiekrise, so könnt ihr sicher sein: Sobald es möglich ist, geben wir Preissenkungen an euch weiter, so wie kürzlich zum 1. Juni 2023.
Mehr Infos rund um eure effiziente und nachhaltige Energieversorgung und viele wertvolle Spartipps findet ihr hier im Blog sowie auf Facebook, YouTube und Instagram. In unserem Podcast tauschen wir uns regelmäßig mit Experten und Frankfurter Persönlichkeiten aus – über Energiethemen und alles, was die Menschen in und um Mainhattan bewegt.