Hessische Unternehmen fordern Landesregierung zum Aufbruch in die Wasserstoffzukunft auf

Klimaschutz

08.08.2022 | Frankfurt am Main

Die Energiewende und Klimaneutralität in Hessen bis 2045 ist erklärtes politisches Ziel. Als Speicher- und Transportmedium für erneuerbare Energien ist Wasserstoff diesbezüglich eine Schlüsseltechnologie. Umso wichtiger ist eine koordinierte Vorgehensweise. Es ist deshalb begrüßenswert, dass die hessische Landesregierung im Oktober 2021 eine Wasserstoffstrategie vorgestellt hat. Dies war ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung. Aber die geopolitische Lage hat sich seitdem erheblich verändert und erfordert nunmehr schnelles Handeln. Die branchenübergreifende Wasserstoffinitiative  hat vor diesem Hintergrund ein Impulspapier mit Vorschlägen für den beschleunigten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Hessen erarbeitet. Die Mitglieder der Initiative sind davon überzeugt, dass Hessen eine Antwort auf die Frage finden muss, wie die schnelle Verfügbarkeit von Wasserstoff gewährleistet werden kann.

Bereits für 2030 wird mit einer stark gestiegenen Nachfrage nach Wasserstoff gerechnet. Für die Unternehmen der Wasserstoffinitiative  ist es nun besonders wichtig, dass konkrete Vorschläge für den Aufbau von H2-Ökosystemen erarbeitet und verbindliche Ziele gesetzt werden. Der Auf- und Ausbau einer funktionierenden Wasserstoffinfrastruktur mit Wasserstofferzeugung und -bezug, Transportwegen, Lagerkonzepten und Verbrauchsterminals sowie eine gezielte und nachhaltige Förderkulisse sind die Voraussetzungen für beschleunigte Investitionen. Wasserstofferzeugung, -verteilung, -speicherung und -verbrauch müssen jetzt geplant, ausgebaut und miteinander verzahnt werden.

Politik, Wirtschaft und Forschung müssen die Kräfte bündeln und mit der Aufstellung eines Transformationsplanes für 2023 bis 2045 beginnen. Hessen startet dabei nicht bei null. Die branchenübergreifende Wasserstoffinitiative  zeigt, wie viel Expertise bereits vorhanden ist und welche konkreten Projekte bereits existieren.

Aus Sicht der Unternehmen müssen unter anderem folgende Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden:

  • Der schnelle Markthochlauf durch Technologieoffenheit bei der Wasserstofferzeugung.
  • Der zügige Auf- und Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Hessen.
  • Die Schaffung einer Rohstoffstrategie auf nationaler und europäischer Ebene.
  • Die Verfügbarkeit von ausreichend Wasserstoff bereits in den 2030er Jahren und das sektorübergreifend.
  • Die Schaffung einheitlicher Standards und Regularien.

Die hessischen Unternehmen Heraeus Precious Metals, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH, Mainova AG, Messer SE & Co. KGaA, Opel Automobile GmbH, Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH, TÜV Hessen und Viessmann Deutschland GmbH haben sich 2021 zu einer branchenübergreifenden Wasserstoffinitiative  zusammen-geschlossen. Gemeinsam wollen die Partner die Landesregierung beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Das neue Impulspapier der branchenübergreifenden Initiative finden Sie anbei.

Zitate der Partner:

Dr. Philipp Walter, Executive Vice President New Business Development, Heraeus Precious Metals: „Trotz der bereits erzielten Erfolge bedarf es weiterer Forschung und Investitionen für einen noch effizienteren Ressourceneinsatz und verbesserter Recyclingtechnologien, um einen nachhaltigen Edelmetalleinsatz sicherzustellen. Als größter Edelmetalldienstleister der Welt ist Heraeus bereit, hier eine globale Führungsrolle zu übernehmen. Die Nationale und auch die Europäische Wasserstoffstrategie berücksichtigen noch nicht die Frage, wie die Rohstoffe und die Rohstoffmengen für die Erzeugung und die Nutzung von Wasserstoff – besonders grünem Wasserstoff – bereitgestellt werden. Strategien dazu müssen in diesem Punkt nachgeschärft werden. Eine Wasserstoffstrategie unter maßgeblicher Einbindung der PEM Elektrolyse braucht auch eine Rohstoffstrategie. Nur so wird Deutschlands global führende Rolle in der Herstellung von grünem Wasserstoff gesichert.“

Infraserv Höchst, die Betreibergesellschaft des Industrieparks Höchst, hat viel Erfahrung und Kow-how in Bezug auf den Umgang mit Wasserstoff und engagiert sich seit vielen Jahren für die Weiterentwicklung dieser Technologie. Aktuell entsteht auf dem 4,6 Quadratkilometer großen Forschungs- und Produktionsstandort eine Wasserstoff-Tankstelle für Züge. Pkw können schon seit 2006 am Industriepark Höchst mit Wasserstoff betankt werden. „Die Chemieindustrie ist seit jeher ein Innovationstreiber und wird auch maßgeblich daran beteiligt sein, wenn es gilt, nachhaltige Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft zu entwickeln“, sagt  
Dr. Joachim Kreysing, Geschäftsführer von Infraserv Höchst. Aus seiner Sicht ist es besonders wichtig, Hessen und das Rhein-Main-Gebiet an das geplante transnationale Wasserstoffpipeline-Netz anzuschließen.

Dr. Michael Maxelon, Geschäftsführer der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH: „Wir sind Teil der umfassenden Energie-, Wärme- und Mobilitätswende und unterstützen dafür aktiv den Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft“, begründet Dr. Michael Maxelon, Geschäftsführer der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH das Engagement. „Dafür bringen wird unser nordhessisches Netzwerk aus Forschung, Industrie, Energieversorgern und der Mobilitätswirtschaft mit in die Initiative ein.“

Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, sagt: „Wichtig ist jetzt ein entschlossener und kraftvoller Start in die Wasserstofftechnologie. Die Landesregierung muss die Weichen dafür stellen, dass der benötigte Wasserstoff auch für die hessische Wirtschaft zeitnah verfügbar ist. Dabei steht Hessen im Wettbewerb mit anderen Bundesländern. Zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele in Deutschland, aber auch zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit und der wirtschaftlichen Prosperität des Landes ist neben der Technologieoffenheit auch die Offenheit bei der sogenannten Farbenlehre für Wasserstoff entscheidend. Dieser muss darüber hinaus in allen Sektoren zum Einsatz kommen. Dies schließt ausdrücklich den Wärmesektor mit ein.“

Tim Evison, Senior Vice President Messer SE & Co. KGaA: „Vor dem Hintergrund des zunehmend spürbaren Klimawandels, der beschleunigten Umorientierung in der Energiepolitik – mehr Unabhängigkeit von Erdgas, mehr erneuerbare Energie – sowie der deutlich gestiegenen Kosten für fossile Brennstoffe, einschließlich der dazugehörigen CO2-Emissionskosten, ist der Einsatz von sauberem Wasserstoff in Industrie und Mobilität zwingender als je zuvor. Um ihn zügig und wirtschaftlich realisieren zu können, und um konkrete Ziele der hessischen Landesregierung zu erreichen, sind gezielte und nachhaltige Förderungen unverzichtbar. Als Spezialist für Erzeugung, Speicherung, Transport und Anwendung von Wasserstoff kann und will Messer einen wichtigen Beitrag zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Hessen leisten.“

Florian Huettl, CEO von Opel: „Ab 2028 werden wir in Europa nur noch Elektrofahrzeuge anbieten – und die Wasserstoff-Brennstoffzelle ist fester Bestandteil dieser Strategie. Mit dem Vivaro-e HYDROGEN bringen wir als erster Hersteller einen Transporter mit Brennstoffzellenantrieb auf den europäischen Markt. Und wir sehen schon jetzt das große Interesse unserer Kunden.“

Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds, sagt: „Ab Dezember ist im RMV die größte Brennstoffzellenflotte der Welt unterwegs. Wir ersetzen auf vier Linien im Taunusnetz Dieselfahrzeuge durch leise, lokal emissionsfreie und spurtstarke Wasserstoffzüge. Die Umstellung weiterer Strecken in der Region von Diesel auf Wasserstoff wäre erheblich einfacher, wenn es in der Nähe verfügbaren Wasserstoff und eine entsprechende Tankinfrastruktur gäbe. Der Industriepark Höchst, in dem unsere Flotte ab Dezember tankt, reicht bei weitem nicht aus. Wir brauchen im ganzen Verbundgebiet Wasserstoff-Tankstellen für Züge und Busse.“

Thore Lapp, Segmentleiter Business Development von TÜV Hessen, sagt: „Konsequenter Klimaschutz sowie Digitalisierung sind weltweit die Gamechanger für eine lebenswerte Zukunft von so vielen Menschen auf unserem Planeten.“

Max Viessmann, CEO Viessmann Group:
„Ohne Wärmewende wird es keine Energiewende geben – und ohne grünen Wasserstoff keine Wärmewende! Das Potenzial des Wärmesektors wird bislang extrem unterschätzt. Der Wärmemarkt ist ein sehr großer und wichtiger Hebel zur Dekarbonisierung und damit zum Erreichen der Klimaziele.“