Entwicklungen am Strom- und Gasmarkt
22.09.2021

Fundamentale Entwicklung am Energiemarkt
Die Energiepreise für Strom, Kohle und Gas sind unter extremer Volatilität insbesondere für die Restfälligkeiten 2021 und 2022 weiter stark gestiegen. Trotz einer zwischenzeitlich scharfen Korrektur am Donnerstag nach neu markierten Allzeithochs von ca. 7% bei den Frontjahren konnten sich die Kontrakte schnell wieder fangen. Die mittelfristigen Aufwärtstrends sind somit intakt.
Etwas abgekoppelt zeigen sich seit vergangener Woche die Preise für Europäische Emissionsrechte, die nahe der Marke 60 € pro Tonne volatil seitwärts pendeln. Ein verbessertes CO2-Primärangebot, nach der Ferienzeit erst wieder einsetzende Verhandlungen des EU-Klimaschutzpaketes in den EU-Gremien und vorerst abwartende Positionierungen vor der Bundestagswahl sprechen kurzfristig gegen einen Sprung aus der seit Ende August etablierten Spanne 58-63 € pro Tonne.

Zentraler Treiber der Preisrally sind unverändert große Sorgen der Marktteilnehmer vor Versorgungsengpässen im Winter. So zeigt sich Europas Gasmarkt knapp und anfällig für Störungen, wenn es kalt wird: Die Speicher in Europa sind unter 72% befüllt, während im vergangenen Jahr ein Füllstand über 94% gemeldet wurde. Gleichzeitig kommen nur wenige Schiffe mit LNG in den europäischen Häfen an. Gründe hierfür sind Wartungen und Angebotsstörungen, während die asiatisch-pazifische Nachfrage zur Winterbevorratung kurzfristig weiter hoch erwartet wird. Auf Produzenten fehlt der Groningen-Puffer, Norwegen befindet sich noch in der Wartungszeit - will aber ab Oktober im neuen Gaswirtschaftsjahr seine Produktion um ca. 2 Mrd cbm ausweiten. Allerdings erscheint dies als "Tropfen auf den heißen Stein", weil sich Europas größte Importquelle Russland höheren Exporten über die Ukraine verweigert. Trotz rekordleerer Speicher der Gazprom in der EU entschieden sich die Russen heute erneut gegen die Buchung zusätzlicher Importflexibilität. Preisstützend bleibt die Tatsache, dass ein Start der Nordstream 2 im Winter aufgrund mehrmonatiger Zertifizierungs- und Genehmigungsprozess in Deutschland und der EU aus heutiger Sicht alles andere als sicher erscheint.

Erwartung Preisverlauf für diese Woche
Wir schließen kurzfristig weitere Preissteigerungen am Gas- und Stromterminmarkt in einem fundamental wenig veränderten Umfeld nicht aus. Im Falle entspannender Marktnachrichten wie milde Witterungsprognosen für Q4 oder Fortschritte bei der Zertifizierung von NS2 halten wir volatile Rücksetzer wie vergangene Woche für möglich. Kurzfristig Widerstandszonen befinden sich beim Basestrom Frontjahr im Bereich 104-108 €/MW, beim Gas Frontjahr im Bereich 43-44,7 €/MWh.
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