Entwicklungen am Strom- und Gasmarkt: September 2020

Energiebeschaffung

22.09.2020

Aktienkurse mit Kraftwerk und Bohrinsel im Hintergrund

Erstellt von Andrea Haagen

Aktuelle Strompreisentwicklung

Die Terminpreise am Strommarkt haben seit unserem letzten Ausblick am 7. September leicht an Wert verloren. Am heutigen Montag setzt sich eine seit Mitte vergangener Woche laufende Preiskorrektur nach Nachrichten über deutlich erhöhte Corona-Infektionszahlen verstärkt fort. Zwischenzeitlichen Preisauftrieb erhielten die Stromjahrespreise Anfang vergangener Woche, nachdem das neue Klimaziel der EU-Kommission von mindestens 55%-Einsparungen bis 2030 über die Medien durchgesickert war. Die Meldungen ließen die CO₂-Preise zwischenzeitlich über 30 € pro Tonne klettern. Nachdem die EU die Zahlen offiziell bestätigten, setzte von den erhöhten Niveaus ausgehend eine Korrektur gemäß dem Motto „Buy the rumour sell the facts“ ein, was auch den Preis für das Frontjahr Base wieder von über 43 € pro Megawattstunde auf aktuell 41 € nachgeben ließ. Charttechnisch blieb damit ein Ausbruch aus der Sommerhandelspanne aus, so dass der Frontjahreskontrakt sich in der Folge wieder an seinen Unterstützungsniveaus orientierte und seither korrigiert. Der im heutigen Tageshandel zunehmende Abwärtsdruck steht allerdings im Widerspruch zu einem im September deutlich gefestigten Spot-Markt. Hier wirken sich geringe Windnachfrage, reduzierte thermische Kraftwerksverfügbarkeit und eine hohe Auslastung von Gaskraftwerken stützend auf Spot- und Monatspreise aus. Bei den fallenden Kalenderjahren scheint aktuell aber die Sorge vor neuen regionalen oder nationalen „Lock-Downs“ in Folge steigenden Corona-Infektionen zu überwiegen. Dies belastet heute auch verstärkt die Finanzmärkte sowie die Preise am CO₂-Markt, die zuletzt eher von vorsichtigem Konjunkturoptimismus geprägt waren.

Die Korrektur kann beim Frontjahr noch etwas anhalten. Nahe 40 € sollten allerdings stützende Käufe einsetzen. So ist Ausblick für den Spot-Markt robust und auch die Gas-und EUA-Preise haben nachfragebedingt gute Stabilisierungschancen.

Grafik Strom Jahreskontrakte Base


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Aktuelle Gaspreisentwicklung


Erdgas Jahreskontrakte

Die Gasterminpreise haben in den vergangenen Wochen eine volatile Seitwärtsbewegung gezeigt. Das Versorgungsumfeld zeigte sich zu Monatsbeginn wenig verändert: Einer robusten europäischen Erdgasnachfrage insbesondere im Bereich der Stromerzeugung sowie weiter vorhandenem Einspeicherinteresse insbesondere in Osteuropa standen anhaltende Wartungen in Norwegen und ein reduzierter LNG-Zufluss gegenüber. Auch ein durch höhere Margen in Asien und US-Tropenstürme weiter geringes Angebot an US-LNG-Cargoes in Europ sowie eine intakte Nachfrageerholung nach LNG in Südostasien gab den Winterkontrakten Halt. Daran sollte sich auch trotz der aktuell zunehmenden Sorgen vor neuen Corona-Shut-Downs in Europa nichts ändern, so dass wir fundamental weiter einen gut unterstützten physischen Gasmarkt mit Spot-Preisen oberhalb von 10 € erwarten. Ein ab Mittwoch steigender Heizgasbedarf durch deutlich fallende Temperaturen dürfte zumindest teilweise von einen gleichzeitig sinkenden Bedarf in der Stromerzeugung mit steigender Windproduktion kompensiert werden.

Wichtiger für die Gasterminpreise dürfte in den kommenden Tagen sein, ob sich die Corona-Lage weiter zuspitzt. Insbesondere der sehr nachfragesensible Ölmarkt zeigt sich heute mit deutlichen Abschlägen, da hier die ohnehin coronabedingt schon schwachen Nachfrageaussichten sich nochmals eintrüben, wenn die Zahl an einschränkender Maßnahmen für den Personen- und Güterverkehr im Herbst und Winter nochmal zunimmt.

Markttechnisch und fundamental erwarten wir ab Mittwoch ein Abebben des Abwärtsdrucks und rechnen oberhalb von 13,40 € beim Cal 21 NCG mit einem Stabilisierungsversuch des Marktes, der aber im Rahmen der Handelsspanne der vergangenen Woche bleiben sollte.

Die Preise könnten zunächst noch etwas abgeben. Insgesamt spricht das Umfeld für stützende Käufe beim Cal 21 über 13,40 € und einer leichten Preisstabilisierung in den Bereich 13,70-13,90 €/MWh.

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Tina Lott

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