Mit der Sonne in die Flasche

Ganz gleich ob Apfelsaft, Apfelwein oder Mixgetränke: Mit der PV-Anlage werden viele Prozessschritte der Produktion nachhaltiger. Das beginnt bei der Gärung. „Wir kontrollieren die Gärung über die Temperatur, dafür müssen wir die Kühlung justieren“, erläutert Henke mit Blick auf die Kühlgeräte. Es setzt sich fort beim Abfüllen und Etikettieren der Flaschen und endet bei der Vorbereitung der Paletten für den Versand, wofür ein elektrisch betriebener Gabelstapler im Einsatz ist. Und auch am Wochenende, wenn die Produktion ruht, findet der Strom dankbare Abnehmer: Denn auch die fast zehn Werkswohnungen werden mit PV-Strom versorgt. Aufs Jahr gesehen deckt das Unternehmen mit der Anlage rund 30 % seines Strombedarfs.

Das Dach hat übrigens in Sachen Nachhaltigkeit eine bemerkenswerte Historie. Bereits 1996 wurde es von der Stadt Frankfurt als „Wassersparer des Jahres“ ausgezeichnet. Seinerzeit wurde es als Feuchtbiotop gestaltet, das jährlich 1,5 Millionen Liter Regenwasser einsammelte und so einen Beitrag zur Kühlung des Betriebswassers leistete. Sumpfdotterblumen, Vergissmeinnicht und Flechtlinsen erzeugten eine Grünfläche mitten im Industriegebiet, auf der sogar ein Entenpärchen brütete. Nach rund 30 Jahren Betriebszeit war die Kühlung nicht mehr wirtschaftlich. Das Team der Kelterei Possmann möchte jedoch nun, da die PV-Module fertig installiert sind, zumindest das Biotop auf dem Dach wieder aktivieren. 

Geplant und projektiert wurde die PV-Anlage von Björn Peter bei Mainova. „Wir freuen uns, dass wir das Unternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität begleiten können“. Firmenchef Peter Possmann ergänzt: „Als traditionelles mittelständisches Unternehmen suchen wir immer den Zusammenschluss mit lokalen Partnern und sind froh, mit Mainova einen innovativen Energie-Partner – aus Frankfurt und für Frankfurt – an unserer Seite zu wissen.“ Vor Ort installiert wurde die Anlage von Lorenz Energie. Mainova ist seit 2021 mit 49 % an dem Dienstleister für Umwelt- und Energietechnik beteiligt. 

Bei Possmann wurde schon 1895 eine kleine Baumschule angelegt, um die Neupflanzung von Apfelbäumen zu unterstützen. Im Frankfurter Osthafen lagernde Hohlkörper für U-Boote wurden nach Ende des zweiten Weltkriegs als Stahlfässer einer neuen Nutzung zugeführt. In den 1960er Jahren wurde ein Anschluss an die nahe dem Werksgelände laufende Ferngasleitung hergestellt. Dadurch konnte Kohle als Energieträger ersetzt werden. Von diesem Anschluss profitierte ganz Rödelheim. Zudem verbessert Possmann ständig die Anlagentechnik, Maschinen und Filter, tauscht alte Leuchtmittel gegen LED und gibt den Apfeltrester als Tierfutter an Landwirte. „Wir überlegen auch, wie wir die Abwärme, die bei der Pasteurisierung entsteht, nutzbar machen können.“. Nachhaltiger geht kaum.

Eine letzte Episode aus der Unternehmenschronik lässt heute schmunzeln. „Scheint die Sonne – scheint sie uns ins Portemonnaie“: So hat Fritz Possmann in den 1950er Jahren verdeutlicht, wie wetterabhängig der Apfelweinkonsum ist. Mehr als 70 Jahre später erweitert Peter Possmann mit der PV-Anlage das Bonmot seines Großonkels um eine weitere Facette. Denn die PV-Anlage auf dem eigenen Dach ist natürlich nicht nur gut für die Umwelt, sondern senkt auch die laufenden Betriebskosten.