Mit grünem Strom die eigenen Klimaziele erreichen
25.01.2024
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170 ha Fläche, 321.000 PV-Module, 200 GWh prognostizierter Jahres-Stromertrag, 11 Monate Bauzeit: Der Solarpark „Boitzenburger Land“ ist ein Vorzeigeprojekt der Energiewende. Die Direktvermarktung des Ökostroms über PPA bringt Unternehmen viele Vorteile.
170 ha, 321.000 Module, 200 GWh, 11 Monate: Wer mit Moritz Möller und Tobias Müller aus dem Team Erneuerbare Energien der Mainova AG über den PV-Park Boitzenburger Land spricht, erfährt beeindruckende Zahlen.
170 ha: Diese Fläche nimmt der PV-Park ein, was der Größe von rund 240 Fußballfeldern entspricht.
321.000 PV-Module: Damit könnte man nahezu die gesamte Fahrstrecke von Frankfurt bis ins nördlich von Berlin gelegene Boitzenburg mit Modulen belegen.
200 GWh: So lautet der prognostizierte Stromertrag pro Jahr. Mit dieser Menge lassen sich rechnerisch rund 65.000 Haushalte versorgen.
11 Monate: Die schnelle Bauzeit gilt als Rekordwert.
PV-Park Boitzenburger Land – einer der größten PV-Parks Deutschlands
Der PV-Park Boitzenburger Land ist einer der größten in Deutschland. Mainova ist mit 50 % beteiligt. „Bei der Projektentwicklung von PV- und Windparks gehen wir ganzheitlich vor“, erläutern Moritz Möller, Bereichsleiter Erneuerbare Energien, und Tobias Müller, Abteilungsleiter Asset Management und M&A, der als Projektleiter den PV-Park Boitzenburger Land betreut hat. Ganzheitlich bedeutet, dass Mainova auch nach der Projektentwicklung weiterhin als Partner vor Ort agiert und den Strom für Kundinnen und Kunden nutzbar macht. In Boitzenburg vermarktet das in Frankfurt ansässige und deutschlandweit agierende Energiedienstleistungsunternehmen sogar die gesamte erzeugte Strommenge und setzt dabei vor allem auf sogenannte Power Purchase Agreements (PPA).
Was ist ein PPA?
Was kompliziert klingt, ist für Geschäftskunden eine sehr einfache und komfortable Lösung. Mit einem PPA schließt das Unternehmen einen direkten Stromliefervertrag mit Mainova und weiß dank der Herkunftsnachweise genau, wo der umweltfreundliche Sonnenstrom erzeugt wurde. Gleichzeitig verschafft ein PPA finanzielle Planungssicherheit, denn der jeweils individuell vereinbarte Preis ist in der Regel langfristig fixiert, sodass sich Unternehmen von den Entwicklungen am Strommarkt unabhängig machen. Die Preisstabilität verbessert die eigene Planungsgrundlage. Und auch Privatkunden profitieren von PPAs: Denn die Betreiber eines PV-Parks verzichten auf die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, wodurch die deutschen Stromkunden entlastet werden.
Mehr als ein Stromliefervertrag
Ein PPA ist mehr als ein Stromliefervertrag. Mit einem Power Purchase Agreement unterstützt Mainova Unternehmen dabei, ihre CO2-Ausstöße zu reduzieren, die Umweltbilanz zu verbessern – und so einen belegbaren Beitrag für das Erreichen der eigenen Klimaschutzziele zu leisten. In Kombination mit Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz oder smarten Anwendungen kann ein PPA beispielsweise dazu führen, dass sich das Nachhaltigkeitsrating eines Unternehmens verbessert. Dies unterstreicht nicht nur die eigene grüne Positionierung, sondern kann auch Vorteile bei der Kreditfinanzierung oder dem Auftritt am Kapitalmarkt bringen. Die Power Purchase Agreements mit Strom aus Boitzenburg sind sogenannte OffSite PPAs. Das heißt, dass Mainova den Strom über das öffentliche Netz bilanziell an den Vertragspartner zusammen mit Herkunftsnachweisen liefert.
Was Mainova ebenfalls anbietet, ist das PV OnSite PPA-Modell. Dabei wird eine Photovoltaikanlage direkt auf dem Gelände des Unternehmens errichtet und der Strom wird direkt vor Ort verbraucht, wodurch sogar noch Netzentgelte eingespart werden. Der in Wiesbaden ansässige Automatisierungsspezialist Eckelmann AG hat sich beispielsweise für dieses Modell entschieden.
Von der Messe bis zur Straßenbahn: Wie grüner Strom aus der Uckermark in Frankfurt wirkt
Eines der Unternehmen, das auf PV-Strom aus der Uckermark setzt, ist die Messe Frankfurt. Mit knapp 600.000 m² Grundfläche und elf Hallen mit mehr als 370.000 m² betreibt das weltweit tätige Unternehmen den gemessen an der Ausstellungsfläche drittgrößten Messeplatz des Planeten. Die Messe sieht sich als Treiber für den Klimaschutz und nachhaltiges Event-Business und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu agieren. So hat das Unternehmen kürzlich das Audit für das international anerkannte Umweltmanagementsystem EMAS (Eco Management and Audit Scheme) erfolgreich absolviert und sich dabei verpflichtet, seine Umweltleistungen kontinuierlich zu verbessern. Ab 2024 wird das Unternehmen 30 % seines Strombedarfs mit Sonnenstrom aus dem PV-Park Boitzenburger Land abdecken und unterschrieb dafür einen Zehn-Jahres-Vertrag.
Planungs- und Kostensicherheit
„Das Power Purchase Agreement verschafft der Messe Frankfurt Planungs- und Kostensicherheit. Mainova als verlässlicher, regionaler Partner an unserer Seite ermöglicht es uns, zukünftig durch das PPA den derzeit hochwertigsten Ökostrom am Markt zu beziehen, und das aus einer eindeutig nachvollziehbaren Quelle“, erläutert Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, die mit Mainova schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Zum Beispiel nimmt das Unternehmen an dem von Mainova initiierten Business Energieeffizienz-Netzwerk (BEEN) teil. Für die zusätzlich zum PPA benötigte Strommenge bezieht die Messe Ökostrom von Mainova.
PPA als ein Baustein im Nachhaltigkeitsset der VGF
Ein weiterer Abnehmer des Mainova-Stroms aus der Uckermark und ebenfalls Mitglied im Business Energieeffizienz-Netzwerk Rhein-Main ist die Verkehrsgesellschaft Frankfurt. Die VGF ist das Verkehrsunternehmen für den Schienenverkehr der Stadt. Mit neun U-Bahn- und zehn Straßenbahnlinien sorgen mehr als 2.700 Mitarbeitende und rund 400 Schienenfahrzeuge dafür, dass die Menschen in der Stadt mobil sind. Im Jahr 2022 nutzten mehr als 156 Mio. Fahrgäste die Dienstleistungen der VGF. Und die sind energieintensiv. Bei 170,2 Mio. kWh Strom lag zuletzt der Jahresverbrauch. Seit 1. Januar 2024 bezieht die Verkehrsgesellschaft nun für zunächst 10 Jahre rund 13 % ihres Strombedarfs aus dem PV-Park im Boitzenburger Land. Das PPA ist Teil einer umfassenden Neuordnung der Stromversorgung der VGF, die zum 31. Dezember 2022 den Pachtvertrag über die anteilige Nutzung am Heizkraftwerk West von Mainova gekündigt hatte und seitdem 100 % der elektrischen Energie aus dem Mainova-Energiemix bezieht.
Und auch bei der VGF fügt sich das PPA in ein breites Set an Nachhaltigkeitsmaßnahmen ein. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr ein neues Abstell-Konzept der U- und Straßenbahnen umgesetzt, wodurch nicht mehr alle in den Depots abgestellten Fahrzeuge über Nacht am Fahrstrom hängen müssen. Und mit der internen Kampagne „Clever fahren, einfach sparen“ wurden die Fahrerinnen und Fahrer für vorausschauendes, energieeffizientes Fahren sensibilisiert. So konnte die VGF beim Fahrstrom seit Oktober 2022 2,4 Mio. kWh einsparen, was in etwa dem Jahresverbrauch von 600 Vier-Personen-Haushalten entspricht.
Nachhaltigkeit in Unternehmen: individuelle Lösungen im Fokus
Die beiden Beispiele zeigen: Nachhaltigkeit in Unternehmen ist oft sehr individuell und es lohnt sich, jeden einzelnen Prozess auf mögliche Einspar- und Effizienzmaßnahmen hin zu untersuchen. Die VGF geht diesen Weg weiter. So experimentiert das Unternehmen derzeit mit smarten Weichenheizungen, deren Heizleistung mit den Daten einer Wetterstation gesteuert wird, und möchte auf eigenen Flächen Photovoltaik ausbauen. So soll langfristig eine „grüne VGF“ entwickelt werden.
Gebündelte Energiekompetenz von der Projektierung bis zur Abrechnung
Kundenbeispiele wie die Messe Frankfurt und die VGF sind auch für Moritz Möller und Tobias Müller Motivation, weitere Erneuerbare-Energien-Projekte voranzutreiben. Seit Mainova im Jahr 2011 den ersten Windpark erworben hat, ist das Portfolio stetig gewachsen und umfasst aktuell 14 Windparks mit insgesamt 115 MW Leistung und fünf PV-Parks mit 123 MW Leistung. Dank ihrer gebündelten Kompetenz bietet Mainova einen umfassenden Service aus einer Hand, von der Planung und Projektierung eines PV- oder Windparks über die Kommunikation mit Politikern und Bürgern vor Ort bis zur monatlichen Abrechnung der Kundinnen und Kunden. Bei künftigen Projekten sollen noch weitere Elemente dazu kommen. „Wir können auch einen Tarif für Bürgerinnen und Bürger anbieten. So können die vor Ort Wohnenden direkt von einem Erneuerbare-Energien-Projekt in der Nachbarschaft partizipieren“, erläutern Möller und Müller. Aktuell arbeitet das Team an weiteren Projekten mit einer möglichen Leistung von rund 500 MW.