Flexibilität ist Trumpf: Wie Unternehmen von der strukturierten Strombeschaffung profitieren

Energiebeschaffung

05.03.2018

4 Minuten

Schwankende Preise machen die Strombeschaffung gerade für große Unternehmen knifflig. Für sie lohnt sich häufig ein strukturiertes Beschaffungsmodell.

Mann am Handy vor Bildschirmen

Erstellt von Christian Flöring

Schwankende Preise machen die Strombeschaffung gerade für große Unternehmen knifflig. Für sie lohnt sich häufig ein strukturiertes Beschaffungsmodell.

Charakteristisch für die Strompreise auf den Energie- und Brennstoffmärkten ist bereits seit einigen Jahren ihr Wankelmut. Dieser Trend, der mit der Liberalisierung der deutschen Strommärkte 1998 begann und durch die Gründung der Leipziger Energiebörse EEX (European Energy Exchange) 2002 verstärkt wurde, bringt für Unternehmen und Organisationen jeder Art eine Herausforderung mit sich: Für sie wird es immer schwieriger, den Zeitpunkt mit den niedrigsten Energieeinkaufskosten zu erwischen.

Für verbrauchsintensive Geschäftskunden mit einem jährlichen Verbrauch ab etwa 10 Mio. Kilowattstunden sind die klassischen Vollversorgungsmodelle der Energieanbieter vor diesem Hintergrund nicht die optimale Lösung. Für sie ist stattdessen die sogenannte strukturierte Beschaffung attraktiv. Dabei profitieren Kunden von eben jener Volatilität des Strompreises. Wie das Modell funktioniert, wollen wir in diesem Blogbeitrag näher erläutern.

Risikostreuung als Beschaffungsstrategie

Entscheiden Geschäftskunden sich für eine Vollversorgung, beziehen sie ihren gesamten Strombedarf an einem Stichtag zu einem bestimmten Preis. Das hat natürlich seine Vorteile: Nicht zuletzt garantieren ihnen diese Modelle für die Vertragslaufzeit Budget- und Versorgungssicherheit. Allerdings besteht das Risiko, dass sie für ihren Strom einen verhältnismäßig hohen Marktpreis zahlen. Schließlich kann es immer passieren, dass das Preisniveau zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses gerade besonders hoch liegt. Erfahrene Energieanbieter, die die Großhandelsmärkte seit Jahren beobachten, können dieses Risiko dank ihrer Expertise minimieren – vollkommen beseitigen können sie es leider nicht.

Die strukturierte Beschaffung basiert hingegen auf einem völlig anderen Prinzip. Statt ihren Strom auf einen Schlag einzukaufen, beziehen Geschäftskunden ihn hierbei zu verschiedenen Zeitpunkten in Teilmengen – und zwar direkt von der Leipziger Strombörse EEX und dem Direkthandel am Over-the-Counter (OTC)-Strommarkt. Dadurch verlagern sie das Risiko, beim Einkauf einen ungünstigen Preis zu erhalten, auf verschiedene Zeitpunkte. Dabei arbeiten sie in der Regel sehr eng mit ihrem Stromversorger zusammen. Daher ist das Verfahren mit einem gewissen Mehraufwand verbunden, der sich erst für verbrauchsintensive Organisationen ab einem Verbrauch von etwa 10 Millionen Kilowattstunden im Jahr rentiert. Solchen Kunden bieten sich so erhebliche Sparpotentiale.

Wie der Handel an der Börse funktioniert

Um genauer zu verstehen, wie Sie mithilfe der strukturierten Strombeschaffung Geld sparen, hilft zunächst ein Blick auf die Preisbildung an der EEX in Leipzig. Der reine Strompreis – also abzüglich der steuerlichen Abgaben, Umlagen sowie der Netzentgelte – entsteht dort zunächst einmal wie jeder andere Rohstoffpreis auch: Durch Angebot und Nachfrage.

Ein Teil des Handels mit Strom findet an der EEX auf dem Spotmarkt (auch: Day-ahead-Markt) statt, auf dem der Strompreis auf Tagesbasis ermittelt wird. Auf diesem Markt decken Energieversorger den Bedarf ihrer Kunden für den folgenden Tag. Dabei haben sie verschiedene Produkte zur Auswahl: Für den Grundlastbedarf ihrer Kunden – den sogenannten Baseload – gibt es 24-Stunden-Blöcke mit konstant hoher Energieleistung. Ergänzend dazu besteht für Kunden mit schwankendem Verbrauch die Möglichkeit, Peakload-Produkte für deren Spitzenbedarf dazuzukaufen. So lässt sich der kurzfristige Stromverbrauch von Kunden sehr flexibel handhaben.

Um sich vor zu erwartenden Preisanstiegen abzusichern, handeln die Stromversorger darüber hinaus auf dem Terminmarkt der EEX. Dort werden langfristige Produktpakete gehandelt, sogenannte Futures, für die im Normalfall Lieferverträge mit einer Vorlaufzeit von bis zu drei Jahren abgeschlossen werden. Solche Strom-Futures nutzen Versorger häufig, um die Basisversorgung ihrer Kunden langfristig sicherzustellen. Ergänzend dazu können dann jeweils weitere Base- und Peakload-Produkte auf dem Spotmarkt dazugekauft werden – je nachdem, wie sich der Bedarf und der Marktpreis im jeweiligen Zeitraum entwickeln.

Wie ein Einkaufsplan im Rahmen der strukturierten Strombeschaffung aussehen kann, verdeutlicht ein Blick auf folgende Grafik:

vorschlag-beschaffungsstrategie

In unserem Beispiel hat der Stromversorger auf dem Terminmarkt bereits 2017 für die kommenden Jahre vorgesorgt: Der Kundenbedarf für 2018 ist schon zu diesem Zeitpunkt zu 80 % gedeckt, für 2019 zu 60 % und für 2020 immerhin zu 40 %. Diese Eindeckungsgrade werden dann in den Folgejahren durch weitere Produkte auf dem Termin- oder Spotmarkt ergänzt. Die fehlenden 20 % für 2018 kauft der Versorger im gleichen Jahr größtenteils auf dem Spotmarkt ein. Zugleich ergänzt er dann bereits den Eindeckungsgrad für 2019 durch Einkäufe auf dem Terminmarkt um weitere 20 % auf insgesamt 80 %. Auf ähnliche Weise setzt der Versorger das Verfahren bis zum Ende der Vertragslaufzeit fest.

Sie sehen: Um von der strukturierten Beschaffung von Strom zu profitieren, ist eine kontinuierliche Beobachtung der Strommärkte das A und O. Nur so gelingt es, jeweils günstige Preisentwicklungen zu erkennen und für sich zu nutzen. Daher ist es für verbrauchsintensive Unternehmen und Organisationen auch so sinnvoll, sich mit einem erfahrenen Energieversorger zusammen zu tun – zumal die meisten Versorger Experten beschäftigen, die neben ihrem Know-How auch über eine Börsenzulassung und eine Händlerlizenz verfügen. Als erfahrene Akteure auf den Strommärkten können sie ihre Kunden daher bestmöglich beraten – wobei die finalen Entscheidungen über Strategie und Transaktionen letztlich immer in der Hand des Kunden liegen.
 

Die Vorteile der strukturierten Beschaffung

Im Vergleich zu anderen Modellen bietet die strukturierte Beschaffung verbrauchsintensiven Unternehmen und Einrichtungen einige attraktive Vorteile:

  • Sie erhalten mehr Flexibilität beim Stromeinkauf und streuen das Risiko, ein hohes Preislevel zu erreichen, auf verschiedene Zeitpunkte.
  • Geschäftskunden mit schwankendem Verbrauch (z. B. Schwimmbäder, Hotels oder Fertigungsunternehmen) werden ihren Verbrauchswerten flexibler gerecht und sparen auch dadurch wieder Kosten. Mithilfe der strukturierten Beschaffung können sie also die Volatilität des Marktes für sich nutzen.
  • Durch den hohen Beratungsanteil dieses Modells lassen sich darüber hinaus zum Teil erhebliche Energiesparpotentiale identifizieren.

Kontakt

Wenn wir Sie von diesem Modell überzeugt haben, können Sie mich gerne kontaktieren. 

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Christian Flöring

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